Et öß bold vorbe-i


 Et öß bold vorbe-i


Interpret: Wolfgang Jachtmann

Text & Musik: Wolfgang Jachtmann

In meiner frühen Kindheit Anfang der Sechziger Jahre wurde in Hüls noch mehr Platt als Hochdeutsch gesprochen. So habe auch ich das "Hölsch Plott" noch quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Kurz darauf entwickelte die

Wirtschaftswunder-Gesellschaft ein starkes Bedürfnis, wo eben möglich alten Ballast abzuwerfen. Diesem Bestreben fiel auch das Hülser Platt zum Opfer, indem es unter anderem in den Schulen und vielen fortschrittlich eingestellten Familien als Karrierekiller oder als Sprache der Ungebildeten dargestellt wurde. Da Hüls sich damals zu einem beliebten Zuzugsgebiet entwickelte, kamen darüber hinaus viele Neubürger in unseren Ort, die unsere Mundart nicht verstanden. Das führte dazu, dass die Ur-Hülser mit ihnen und schlussendlich auch untereinander nur noch auf Hochdeutsch kommunizierten. Letztendlich hat Hüls wie alle anderen Orte in der Region mit dem Verlust seiner Mundart auch ein Stück seiner Ursprünglichkeit verloren. Ob das schlimm ist oder nicht, mag jeder für sich selbst entscheiden. Wie dem auch sei, "Et ös bold vorbe-i."

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Et öß bald vorbe-i

Text & Musik: Wolfgang Jachtmann


Strophe:

Vor longen Tiet, ols ekk en We-it

wo-ar,

so-at ekk su-e of be-i minn Mamm

op de Schlepp.

On ekk hü-erde oll die wongerbo-are Wö-et, die os Plott

jebo-are hätt.

Su-e sennisch on adrett,

mo-al finnisch on kokett,

äwer i-ehrlich on direkt.

Refrain:

Doch et öß bold vorbe-i.

Et öß foss jeschaff.

Oß Plott öß fott.

Bold sind we-i do-avan aff.

On wat früher he-i ens wichtesch

wo-r, dat könne we-i niet mi-ehr.

Et öß bold vorbe-i,

on et kömp niet wi-er.

Strophe:

Enne Schull seit minne Li-ehrer,

dat wä Plott spreäk sesch blu-eß eenfach schleit benömmt,

on ekk sollden doch kapiere, dat

mo-an möt Plott em Le-äve

niemo-als we-ier kömp.

Doch ekk we-it, dat dat niet

stömmt,

dat Wö-et nie peinlich

sind,

wenn dat Jefü-ehl von Hatte

kömp.

Refrain:

Doch et öß bold vorbe-i...

Ende:

Bayern, Sachse, Friese, Kölsche,

oll die Lü-e sind stolz

op ihre Spro-ach.

We-i niet. Wat solls?

Es ist bald vorbei

Text & Musik: Wolfgang Jachtmann


Strophe:

Vor langer Zeit, als ich ein Kind

war,

saß ich so oft bei meiner Mutter auf dem Schoß.

Und ich hörte all die wunderbaren

Wörter, die unser Platt

geboren hat.

So sinnig und adrett,

mal raffiniert und kokett,

aber ehrlich und direkt.

Refrain:

Doch es ist bald vorbei.

Es ist fast geschafft.

Unser Platt ist weg.

Bald sind wir davon ab.

Und was früher hier mal wichtig war,das können wir nicht mehr.

Es ist bald vorbei,

und es kommt nicht wieder.

Strophe:

In der Schule sagte mein Lehrer,

dass, wer Platt spricht sich bloß

einfach schlecht benimmt.

Und ich sollte doch kapieren, dass

man mit Platt im Leben

niemals weiter kommt.

Doch ich weiß, dass das nicht

stimmt,

dass Wörter nie peinlich

sind,

wenn das Gefühl von Herzen

kommt.

Refrain:

Doch es ist bald vorbei...

Ende:

Bayern, Sachsen, Friesen, Kölner,

all die Leute sind stolz

auf ihre Sprache.

Wir nicht. Was solls?

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